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Neue Lebensräume für Wildkatze und Gartenschläfer: Zukunftswald Unterschönau von Umweltstiftung Greenpeace und Bergwaldprojekt e.V. kooperiert mit BUND Thüringen

12. Juli 2024 | Wildkatze

Projektbeteiligte von Umweltstiftung Greenpeace, Bergwaldprojekt und BUND Thüringen treffen sich mit dem Thüringer Umweltstaatssekretär Dr. Burkhard Vogel im Zukunftswald Unterschönau.  (BUND Thüringen)

Würzburg / Steinbach-Hallenberg / Erfurt

Für ein Vorzeigeprojekt zum Schutz der Wildkatze und des Gartenschläfers kooperieren im Thüringer Wald Greenpeace e.V., das Bergwaldprojekt e.V. und der BUND Thüringen e.V. Im „Zukunftswald Unterschönau“ werden Lebensräume für die Wildkatze geschaffen und das Vorkommen des Gartenschläfers untersucht.

Ende 2020 kauften das Bergwaldprojekt und die Umweltstiftung Greenpeace 200 Hektar stark geschädigten Wald im Thüringer Wald – den Zukunftswald Unterschönau. Er soll nach Leitlinien der naturnahen Waldnutzung bewirtschaftet werden und ein Vorbild-Projekt für andere Waldbesitzende sein. Am 12. Juli informierte sich der Thüringer Umweltstaatssekretär Dr. Burkhard Vogel über das besondere Beispiel fach- und verbandsübergreifender Zusammenarbeit.

Die großflächigen Waldverluste in Deutschland zeigen, wie empfindlich vor allem naturfern bewirtschaftete Wälder auf die Klimakrise reagieren. Im „Zukunftswald Unterschönau“ soll gezeigt werden, wie aus einem Fichtenforst ein artenreicher Mischwald entsteht - und wie eine naturnahe zukunftsfähige Nutzung aussehen kann.

Damit werden eine ökologische Gesundung und ökonomische Aufwertung des Waldes angestrebt. Interessierten Waldbesitzenden, der Fachwelt und einer breiten Öffentlichkeit sollen so die Vorteile dieser nachhaltigen Wirtschaftsweise aufgezeigt und ein gesellschaftlicher Mehrwert durch den Erhalt und Wiederherstellung der Ökosystemleistungen generiert werden. Der Zukunftswald ist Teil einer größeren Initiative, der weitere gleichgesinnte Akteur*innen angehören. Ziel ist, die dringend nötige Waldwende voranzutreiben. In einer Kooperation mit dem BUND Thüringen werden dazu lebensraumverbessernde Maßnahmen für die Wildkatze und ein Fotofallen-Monitoring des Gartenschläfers durchgeführt.

So wurden in den Freiwilligen-Wochen des Bergwaldprojekts bereits dreihundert Büsche in verschiedenen Kleingruppen gepflanzt und mit Hordengatter geschützt, um an den Waldinnenrändern mehr Strukturen für Mäuse und somit für die Wildkatze zu schaffen. Aus Stammholz wurden außerdem kleine Höhlen gebaut und mit Reisighaufen bedeckt, um das Angebot an geeigneten Jungtierverstecken für die Wildkatze zu erhöhen.

Rund um die Moosburg im Zukunftswald Unterschönau finden sich bereits optimale Strukturen für den Gartenschläfer. Zunächst einmal wurde hier bis Juni 2024 versucht, ihn mit Wildkameras nachzuweisen, was leider noch nicht gelang. Derzeit lässt der BUND Thüringen im Rahmen einer Machbarkeitsstudie prüfen, ob der in Thüringen vom Aussterben bedrohte Gartenschläfer im Thüringer Wald grundsätzlich wieder angesiedelt werden sollte. Das Gutachten wird vom Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz maßgeblich gefördert.

Thomas Mölich, Leitung BUND-Wildkatzenbüro, zur Kooperation: “Das Fantastische an dieser Zusammenarbeit ist, dass wir uns gegenseitig mit unserem speziellen Wissen und unseren Erfahrungen ergänzen und Maßnahmen für Wildkatze, Gartenschläfer und Co. direkt in die Praxis bringen können.“

Christoph Wehner, Projektleiter Zukunftswald Unterschönau: „Wir sind froh über die fruchtbare Zusammenarbeit mit dem BUND in den beiden Projekten und hoffen, neben der naturnahen Waldwirtschaft und dem Leuchtturmprojekt Zukunftswald Unterschönau auch einen wesentlichen Beitrag zur Biodiversität vor Ort leisten zu können.“

Sandra Güntner, Geschäftsführerin und Vorständin der Umweltstiftung Greenpeace ergänzt: „Mit unserem Leuchtturmprojekt Zukunftswald Unterschönau wollen wir wirksame Veränderungen im Großen wie im Kleinen herbeiführen. Wir freuen uns auf Gartenschläfer und Wildkatze in unserem gemeinsamen Zukunftswald.“

Pressefoto zum Download
Credit: Projektbeteiligte von Umweltstiftung Greenpeace, Bergwaldprojekt und BUND Thüringen treffen sich mit dem Thüringer Umweltstaatssekretär Dr. Burkhard Vogel im Zukunftswald Unterschönau, v.l.n.r.: Maria Winkler (BUND Thüringen)m Dr. Burkhard Vogel (TMUEN), Peter Naumann (Bergwaldprojekt e.V.), Sebastian Lönig (BUND Thüringen), Christoph Wehner (Bergwaldprjekt e.V.), Thomas Mölich (BUND Thüringen), Markus Böttcher (Bürgermeister Steinbach-Hallenberg), Foto: Franziska Bandorf

Hintergrund:

Zukunftswald Unterschönau:

Der Zukunftswald Unterschönau umfasst eine arrondierte Waldfläche von 200 Hektar im Mittleren Thüringer Wald westlich von Oberhof und nordwestlich von Unterschönau, einem Ortsteil von Steinbach-Hallenberg. Der Wald grenzt an den bekannten Weitwanderweg Rennsteig und ist geprägt von steilen Hängen und tief eingegrabenen Mittelgebirgsbächen. Die hier natürlich vorherrschenden Hainsimsen-Buchenwälder und Weißtannenbestände werden heute überwiegend von labilen Fichtenwäldern dominiert.

Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“

Die Wildkatze fühlt sich besonders wohl in naturnahen Laub- und Mischwäldern mit Lichtungen und viel Totholz. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) arbeitet daran, mehr Wälder wildkatzengerecht zu gestalten. Davon profitieren auch viele andere Arten – wir Menschen eingeschlossen. Damit die Europäische Wildkatze sich wieder in ihren ursprünglichen Lebensräumen in Deutschland ausbreiten kann, braucht sie naturnahe Wälder. Solche, in denen sie sich gut verstecken, Mäuse jagen und sicher ihre Jungen aufziehen kann. In vielen Gebieten Deutschlands ist dieser Lebensraum rar gesät. Das Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“, gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt, wird dies ändern.

Gemeinsam mit Partner*innen und Freiwilligen vor Ort gestaltet der BUND den Lebensraum der Wildkatze wieder. Aktiv ist er in zehn Bundesländern, jeweils an den Rändern des Verbreitungsgebiets der Art. Hier sollen der Wald, der Waldrand und angrenzendes Grünland wildkatzengerecht umgestaltet werden. Denn wenn sich die Wildkatze wohl fühlt, kann sie sich erfolgreich vermehren und von hier aus neue Gebiete besiedeln. Die Wildkatzenwälder von morgen sind zugleich artenreiche und klimaresiliente Wälder.

Beteiligt sind neben dem BUND-Bundesverband und der BUNDjugend die BUND-Landesverbände Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Damit ist beinahe das gesamte aktuelle Verbreitungsgebiet der Art in Deutschland abgedeckt. Das Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“ wird von Oktober 2022 bis Oktober 2028 gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz. In Thüringen wird das Projekt durch das Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz kofinanziert.

https://www.bund-thueringen.de/wildkatzenwaelder/

Projekt „Spurensuche Gartenschläfer“:

Der Gartenschläfer ist ein kleiner Verwandter des Siebenschläfers, seine „Zorro-Maske“ macht ihn unverkennbar. Die Schlafmaus ist ausschließlich in Europa zu Hause und kommt auch in weiten Teilen Deutschlands vor. Allerdings gehen die Bestände seit Jahrzehnten dramatisch zurück. In vielen Regionen ist der Gartenschläfer bereits ausgestorben. Das Ziel des Projekts ist, das Überleben des Gartenschläfers in Deutschland zu sichern – damit nicht noch ein Teil der Biodiversität verloren geht.

Auf „Spurensuche Gartenschläfer“ sind Naturschützer*innen und Wissenschaftler*innen vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), von der Justus-Liebig-Universität Gießen und von der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. Das Projekt wird im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt gefördert. In Thüringen wird das Projekt außerdem durch die Stiftung Naturschutz Thüringen kofinanziert.

https://www.bund-thueringen.de/gartenschlaefer/spurensuche-gartenschlaefer/

Umweltstiftung Greenpeace:

Die Umweltstiftung Greenpeace ist als ein Teil des internationalen Greenpeace-Netzwerks den Zielen und Werten von Greenpeace verpflichtet. Sie widmet sich dem Schutz der Umwelt und Natur und fördert die Völkerverständigung durch Friedensarbeit und -forschung. Ethische, soziale und ökologische Standards bilden die Grundlage ihrer Geldanlage. Die Umweltstiftung Greenpeace ist überparteilich sowie politisch und finanziell unabhängig.

https://umweltstiftung-greenpeace.de/

Bergwaldprojekt e.V.:

Der Bergwaldprojekt e.V. organisiert seit über 30 Jahren Freiwilligeneinsätze im Wald, Moor und in Offenlandschaften. Dieses Jahr wird der Verein mit seinen Einsatzwochen in Absprache mit lokalen Forst- und Naturschutzpartnern an fast 100 Standorten über 5.000 Freiwillige in die Natur bringen. Ziele der Arbeitseinsätze sind, die Ökosysteme zu erhalten und wiederherzustellen, den beteiligten Freiwilligen die Bedeutung und die akute Bedrohung der natürlichen Lebensgrundlagen bewusst zu machen und daran mitzuarbeiten, die notwendige sozial-ökologische Transformation in der Gesellschaft umzusetzen.

www.bergwaldprojekt.de

Pressekontakte:
Peter Naumann, Vorstand Wald- und Umweltpolitik, Bergwaldprojekt e.V., Tel.: 0831-512 7635, E-Mail: presse(at)bergwaldprojekt.de

Anne Werner | Kerstin Neumann, BUND Thüringen, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Tel. +49 361 5550314; Mobil: 0176 13338564 oder 0176 13338510, presse(at)bund-thueringen.de

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