Naturschutz: Innovative Wege zur Personalgewinnung für das Monitoring

16. Juli 2024 | Naturschutz

++ Gemeinsame Medieninformation von Umweltministerium und BUND Thüringen/Kompetenzzentrum Natura 2000-Stationen ++

Naturschutz: Innovative Wege zur Personalgewinnung für das Monitoring

Stengele: „Naturschutz braucht engagierten Nachwuchs“

Zur Gewinnung von Personal für das Monitoring im Naturschutz geht das Umweltministerium einen ungewöhnlichen Weg. Die Träger des Kompetenzzentrums Natura 2000-Stationen wurden beauftragt, gemeinsam mit dem Umweltlandesamt (TLUBN) innovativ und praxisnah Studierende und Quereinsteiger auszubilden, damit sie die gesetzlich vorgeschriebenen Monitoringaufgaben übernehmen können. So entsteht ein Team zur Erfassung von Arten, Biotopen und Landschaften, das dort eingesetzt wird, wo im Zuge von Ausschreibungen keine Kartierungsbüros gefunden werden konnten. Denn Kartierungsbüros gibt es immer weniger und die verbliebenden kämpfen zudem mit Fachkräftemangel bei zunehmenden Aufgaben. Träger des Kompetenzzentrums Natura 2000-Stationen sind der BUND Thüringen, der Deutsche Verband für Landschaftspflege e.V. (DVL) und der NABU Thüringen. Der Vertrag wurde mit Wirkung zum 1. Juli mit einem Volumen von über 2,5 Mio. Euro geschlossen und läuft zunächst bis Ende 2030.

Minister Stengele: „Was blüht dahinten auf der Wiese, welcher Vogel fliegt über uns? Auf diese Fragen müssen viele Studienabgängerinnen und -abgänger passen. Für das Zählen sind Fachleute jedoch von zentraler Bedeutung, weil wir dank ihnen wichtige Daten gewinnen, aus denen wir die notwendigen Maßnahmen für den Erhalt von Natur und Biodiversität ableiten können. Eine praxisnahe Weiterbildung zur Erfassung gefährdeter Arten und ihrer Lebensräume im Austausch mit erfahrenen Naturschützern ist eine wertvolle Ergänzung der Ausbildung an den Universitäten.“

Sebastian König, Landesgeschäftsführer BUND Thüringen, stellvertretend für die Träger des Kompetenzzentrums Natura 2000-Stationen: „Fachkräftemangel gibt es nicht nur im Handwerk, sondern auch im Naturschutz, insbesondere wenn es um das Erkennen und Bewerten unserer gefährdeten Lebensräume und zugehöriger Arten geht. Mit der „Sonderaufgabe Monitoring Natura 2000“ geht der Freistaat neue Wege und wir stellen sicher, dass die Aufgaben im Bereich des Monitorings erfüllt werden können. Dafür braucht es einen Mix aus erfahrenen Kartierenden und jungen, motivierten Kräften, die in dieser Aufgabe das Zukunftsfeld im Naturschutz erkennen.“

Hintergrund:

Zur Erfüllung der Verpflichtungen, die sich aus den europäischen Naturschutz-Richtlinien (FFH- und Vogelschutzrichtlinie) ergeben, beauftragt der behördliche Naturschutz (Umweltministerium und Umweltlandesamt) arbeits- und kostenintensive Kartierarbeiten für die verschiedenen Arten und Lebensräume. Seit einigen Jahren mehren sich die Schwierigkeiten, ausreichend Auftragnehmer*innen zu finden, denn es gibt zu wenige private Kartierungsbüros, die zudem mit Fachkräftemangel zu kämpfen haben.

In Zusammenarbeit mit der FH Erfurt und dem TLUBN qualifizieren die Träger des Kompetenzzentrums Natura 2000-Stationen durch innovative Ansätze junge geeignete Studienabgänger*innen und Quereinsteiger*innen für die arbeits- und kostenintensiven Kartieraufgaben weiter. Die frisch Ausgebildeten werden mit erfahrenen Kartierenden als Team unterwegs sein.

Das Team wird dort eingesetzt, wo im Zuge von Ausschreibungen keine Büros gefunden werden konnten – so werden Kartierlücken vermieden. Außerdem kann das Team die Natura 2000-Stationen bei schwierigen Fragestellungen oder Kontrollen gezielt unterstützen.

Natura 2000 in Thüringen:

Natura 2000 ist das größte, länderübergreifende Schutzgebietssystem der Welt. Thüringen spielt eine entscheidende Rolle im deutschen Natura 2000-Netzwerk: Das Land verfügt über 212 FFH-Gebiete und 35 punkthafte FFH-Objekte sowie 44 EU-Vogelschutzgebiete. Diese sogenannten Natura 2000-Gebiete umfassen rund 270.000 Hektar, das entspricht etwa 17 Prozent der Landesfläche. In diesen Landschaften kommen seltene und teilweise vom Aussterben bedrohte Arten vor.

Seit 2016 kümmert sich das Netzwerk der zwölf Natura 2000-Stationen und der zwei Sonderaufgaben für Feldhamster- und Fledermausschutz in allen Regionen Thüringens um den Erhalt der Lebensräume und Arten. Die Stationen initiieren Arten- und Biotopschutzmaßnahmen, beraten Landnutzende und Interessierte und fördern den Austausch zwischen Behörden, Organisationen und Bürger*innen. Die Arbeit wird vom Thüringer Umweltministerium und vom Kompetenzzentrum Natura 2000-Stationen (in Trägerschaft von BUND Thüringen e.V., Deutscher Verband für Landschaftspflege e.V. und NABU Thüringen e.V.) in Erfurt wissenschaftlich unterstützt und koordiniert.

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