Die Thüringer Naturschutzverbände fordern: "Im Hainich Buchenwald-Nationalpark ausweisen!"

06. August 1996 | Naturschutz, Lebensräume

In einem gemeinsamen Positionspapier zum Nationalpark Hainich fordern die acht anerkannten Thüringer Naturschutzverbände die Thüringer Landesregierung auf, einen Teil des Hainich unverzüglich als Buchenwald-Nationalpark auszuweisen. Ministerpräsident Bernhard Vogel und Umweltminister Sklenar sollten dieses Anliegen zur "Chef-Sache" erklären. Die rechtlichen Grundlagen für die Schaffung des Nationalparkes seien durch den Thüringer Landtag zu beschließen.

"Der Hainich hat aufgrund der vorhandenen Naturausstattung und des Entwicklungspotentials eine gesamtstaatliche wie auch globale Bedeutung. Besonders durch die Vielzahl der hier vorkommenden natürlichen Buchenwaldgesellschaften sowie die Unzerschnittenheit des Gebietes ist dieser Bereich für die Ausweisung geradezu prädestiniert", heißt es in dem Positionspapier.
Den beiden Truppenübungsplätzen "Weberstedt" und "Kindel" komme dabei als etwa 7500 Hektar große Kernzone eine besondere Bedeutung zu. Das großräumig unzerschnittene Gebiet erfülle auf dem überwiegenden Teil der Fläche die Voraussetzungen, die an Naturschutzgebiete gestellt würden. Es sei in hervorragender Weise für wissenschaftliche Untersuchungen geeignet, bei denen wichtige waldökologische und forstwissenschaftliche Erkenntnisse gewonnen werden könnten.

Auch die Bundesregierung müsse ihre Verantwortung für dieses "Weltnaturerbe" erkennen und die noch in ihrem Besitz befindlichen Flächen zum Zwecke der Folgenutzung "Nationalpark" dem Freistaat Thüringen zur Verfügung stellen, betonten die Thüringer Naturschutzverbände. Bundeskanzler Helmut Kohl und Finanzminister Theo Waigel sollten eine Möglichkeit finden, die "Weberstedt-Flächen" dem Freistaat ohne finanzielle Forderungen zu überlassen. Zudem müsse der Holzeinschlag in diesem Gebiet sofort eingestellt werden.

Die acht Naturschutzverbände treten aber nicht nur für einen Nationalpark, sondern auch dafür ein, daß die bestehenden Plenterwälder in ihrer bisherigen Form weiter bewirtschaftet werden. Die Plenterwälder im Hainich seien eine "historisch gewachsene, bäuerliche Nutzungsform von kulturhistorischem Wert" und sollten nicht in den Nationalpark integriert werden, falls damit längerfristig eine Nutzungsaufgabe verbunden sei.

Der Nationalpark müsse darüberhinaus in ein Gebiet mit geeignetem Schutzstatus integriert werden, um anthropogene Einflüsse auf das unter Schutz zu stellende Buchenwald-Ökosystem weitgehend zu minimieren. Das Umfeld des Nationalparkes solle daher von der obersten Naturschutzbehörde schnellstens als großräumiger Naturpark "Eichsfeld-Hainich-Werratal" ausgewiesen werden.

Auch in einem künftigen Nationalpark bleibt nach Ansicht der Naturschutzverbände eine Bejagung des Schalenwildes notwendig. Dabei seien ortsansässige Jäger einzusetzen. Die Durchführung des Jagdbetriebes im Nationalpark habe sich jedoch den Schutzzielen anzupassen. Sollten durch die Einrichtung des Nationalparkes in den daran angrenzenden Bereichen größere Wildschäden auftreten als vor der Ausweisung, seien diese zu entschädigen. 

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