BUND Thüringen: "PVC-Einsatz viel zu riskant!" - Umweltfreundlichere Ersatzstoffe sind längst auf dem Markt

11. Juli 1996 | Umweltgifte, Ressourcen & Technik

Als Konsequenz aus den Brandkatastrophen im Aachener Klinikum und auf dem Düsseldorfer Flughafen sowie aus dem Eisenbahnunglück bei Schönebeck fordert der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Thüringen, die öffentliche Hand des Freistaates auf, künftig bei allen Neuanschaffungen, Bau- und Renovierungsarbeiten auf Polyvinylchlorid (PVC) zu verzichten. In einem Brief an die Thüringer Landtagsfraktionen wurde dieser Forderung mit einem Musterantrag auf PVC-Verzicht Nachdruck verliehen.
Thüringer BUND-Orts- und Kreisverbände, so beispielsweise der OV Krayenberg (Bad Salzungen), der KV Eichsfeld und der OV Eisenach, werden darüberhinaus die Verwaltungen ihrer Heimatkommunen und -kreise über entsprechende Anträge an die Gemeinde- und Kreisparlamente auffordern, bei Neuanschaffungen, Bau- und Renovierungsarbeiten zukünftig generell auf PVC-haltige Materialien zu verzichten.

Bei den Katastrophen in Aachen (1995) und Düsseldorf (April 1996) waren verbrennende PVC-Teile und -kabel am Entstehen hochgiftiger Dioxine beteiligt, Todesopfer waren bedauerlicherweise zu beklagen. In Schönebeck (1.6.96) war ein Kesselwagen mit der hochgiftigen PVC-Vorläufersubstanz Vinylchlorid entgleist und ausgebrannt; 17 Menschen mußten daraufhin stationär behandelt werden, weil sie ätzende Salzsäuredämpfe eingeatmet hatten.

"Aus PVC entstehen im Brandfall nicht nur Dioxine, sondern es ist außerdem die Bildung von Phosgen und anderen toxischen und ätzenden Chlorverbindungen möglich. Mit dem Verzicht auf PVC könnte die öffentliche Hand Thüringens einen wichtigen Beitrag dazu leisten, Gesundheits- und Umweltschäden vorzubeugen", so Klaus Fink, Diplomchemiker und derzeit Fachreferent beim BUND Thüringen. Aber nicht nur PVC-Brände sind gefährlich, auch die Herstellung von PVC und dessen Entsorgung sind äußerst problematisch.

Bei vielen Produkten sind inzwischen umweltfreundlichere Materialien auf dem Markt. Beim Kauf von Kabeln, Fenstern, Bodenbelägen, Möbeln, Wandverkleidungen, Rohren, Dachrinnen, Computern, Folien und Büromaterialien sollten die Verwaltungen immer auf PVC-freien Produkten bestehen.
"Im Baubereich gibt es längst umweltfreundliche Alternativen", so Thomas Lenius, Chemie-Experte des BUND-Bundesverbandes. Als Beispiel nennt er Fenster aus einheimischen Hölzern oder Stahl, Bodenbeläge aus Linoleum oder Holzparkett, Tapeten aus Papier sowie Naturleder statt Kunstleder. Auch für Rohre, Kabel und Kinderspielzeug seien PVC-freie Kunststoff im Handel erhältlich. Verpackungen aus PVC müssen nach Ansicht des BUND sofort verboten werden. 

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