Bürgerprotest belohnt - Aussaat verhindert

13. September 1996 | Ressourcen & Technik, Landwirtschaft, Lebensräume, Naturschutz

Eisenach. Mit großer Genugtuung hat der BUND Landesverband Thüringen die Nachricht aufgenommen, daß sich die amerikanische Biotech-Firma Monsanto in der Auseinandersetzung um die Aussaat von gentechnisch verändertem Raps in Hohlstedt bei Jena geschlagen gibt.
"Damit ist das eingetreten, was vorher niemand zu hoffen gewagt hat: Der friedliche Protest junger Umweltbewegter aus Jena und die Unterstützung aus den umliegenden Orten haben einen der größten Biotech-Konzerne der Welt gehörig ins Handwerk gepfuscht", so Frank Augsten, Sprecher des Arbeitskreises Landwirtschaft des BUND Thüringen.

Warum dies jetzt in Hohlstedt gelungen ist und nicht schon 1994 in Friemar bei Gotha, dem ersten Freisetzungsstandort in Thüringen und in Ostdeutschland überhaupt, dazu Frank Augsten: "In Friemar wurde der Protest im wesentlichen von 'außen', vom BUND in Eisenach organisiert. Die kleine Bürgerinitiative hatte damals nur wenig Rückenhalt in der Gemeinde. Anders in Hohlstedt, wo sich aus einem deutlichen Bürgerprotest eine gut funktionierende Initiative entwickelte, die von den umliegenden Gemeinden und der Kirche unterstützt wurde."

Genährt wurde der Protest auch von aktuellen Informationen, die die vollmundigen Verheißungen des Biotech-Riesen in einem etwas anderen Licht erscheinen lassen. Nachdem die Übertragung der gentechnischen Veränderung auf verwandte Wildpflanzen, beispielsweise duch Pollenflug, bereits nachgewiesen wurde, ist in Australien bei einem Farmer die erste Grasart "aufgetaucht", der das Monsanto-Herbizid "Roundup" nichts mehr anhaben kann. Bekannt wurde auch, daß Monsanto in den USA gentechnisch verändertes Soja mit "normalem" Soja mischt, so daß die von Verbrauchern eingeforderte Kennzeichnung gentechnisch veränderter Lebensmittel unmöglich wird. Gleiches hat die Firma für Europa beantragt.

Gemeinsam mit anderen Umweltverbänden und -gruppen versucht der BUND Thüringen nun, mit den bestehenden rechtlichen Möglichkeiten die Aussaat im nächsten Jahr zu verhindern. Denn anders als im niedersächsischen Oberboyen, wo sich Monsanto ganz zurückgezogen hat, beabsichtigt die Firma, den Versuch in Hohlstedt im nächsten Jahr wieder aufzunehmen. 

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